PQ Germany bringt mehr Transporte auf die Schiene

Wasserglasfabrik Dehnitz bekommt Anschlussgleis saniert
Wurzen. Noch vor einem Jahr fühlte sich der in Dehnitz ansässige Betrieb PQ Germany im Haus der amerikanischen Firma PQ Corporation mit seiner Absicht wie auf dem Abstellgleis vergessen, verstärkt Transporte von der Straße auf die Schiene zu bringen.

Jetzt bestätigt das im Volksmund als "Wasserglasfabrik" bekannte Unternehmen, dass im Januar 2015 ein bestehender Gleisanschluss der Deutschen Bahn-Netz AG saniert wird.
Rückblende: Der Produzent von Rohstoffen für die Waschmittel-, Reifen- und Gummiindustrie sowie für die Papier- und Elektronikindustrie nutzt zwar besagtes Anschlussgleis, jedoch nur eingeschränkt und gar mit Auflagen in Bezug auf die Fahrgeschwindigkeit, was dem maroden Zustand der Gleisanlage geschuldet sei, erklärt Geschäftsführer Bernd Jackstadt. Obwohl es schon Anfang der 90er-Jahre vom Eigentümer, der Deutschen Bahn-Netz AG, hieß, man wolle den Gleiskörper sanieren. Denn zu dieser Zeit auch ist die Produktion in einem Betriebsneubau angelaufen, mit dem die alte Wasserglasfabrik erweitert worden war. Doch weil sich die Deutsche Bahn-Netz AG nicht bewegt hatte, gab es vonseiten der Stadt Wurzen Überlegungen, dem für die Stadt wichtigen Industriestandort zu helfen, indem man den etwa zweieinhalb Kilometer langen Schienenabschnitt erwirbt und saniert. Erste Gespräche mit der Bahn seien damals durchaus erfolgversprechend gewesen, es scheiterte aber an den Kosten von etwa einer Million Euro.
Oberbürgermeister Jörg Röglin (parteilos) hatte im Juni 2013 deutlich gemacht, dass dieses Vorhaben nur mit Fördermitteln zu realisieren sei. Und Landrat Gerhard Gey (CDU) versprach zur gleichen Zeit, sich in seiner Behörde für eine Lösung starkzumachen. Allerdings mahnte er damals an, die Wirtschaftlichkeit dieser Strecke müsse gegeben sein. Wohl aus diesem Gedanken heraus, denn für eine effektive Nutzung der Schiene muss an das Bahnunternehmen ein Entgelt bezahlt werden, fand noch vor Jahresende 2013 ein Umdenken statt. "Die Bahn-Netz AG bat uns kurz vor Weihnachten um eine Darstellung zum mittel- und langfristigen Transportaufkommen", ist vom PQ Germany-Geschäftsführer Jackstadt zu erfahren. Dem stellte er aber auch die Zahlen vom vergangenen Jahr gegenüber. Und so sind 217000 Tonnen Transportgut mit 8680 Lkw und 50000 Tonnen in 1000 Waggons an- und abtransportiert worden. Ab 2014 sollen es schon 116000 Tonnen sein, die in 2320 Waggons verladen werden. Entsprechend geringer falle der Transport auf der Straße aus, der mit 151000 Tonnen auf 6040 Lkw begrenzt werde. Frappierender sind die Transportzahlen ohne Gleisanschluss. Folglich müsste die PQ Germany in Dehnitz 10680 Lkws anheuern, um das Transportaufkommen von 267000 Tonnen von A nach B zu karren. Und das mit Auswirkungen für Wurzen, denn die Brummis müssen durch die Stadt, vor allem an verschiedenen Kindereinrichtungen vorbei, so die Stadtverwaltung. Für die Firma PQ Germany zählt jedoch, dass der Gleiskörper für etwa eine Million Euro saniert wird. Bereits in der zweiten Januarwoche 2015 soll mit den etwa dreiwöchigen Arbeiten begonnen werden.

Von Frank Schmidt

Bernd Jackstadt,Geschäftsführer

 

Sinnbildlich: Das WÜST steht zwar für Waggonübergabestelle,
könnte aber auch für den Zustand der Gleisanlage stehen,
die demnächst saniert werden soll. Foto: Frank Schmidt

Vorbildlich: Hier werden ganze Transportzüge zusammengestellt,
die PQ Germany verstärkt auf Schienen befördern will.

Fotos (2): Frank Schmidt

 

Quelle: LVZ vom 27.10.2014, Seite26