Wurzens Großvermieter: Peter Sauer wird Chef

Bisheriger Interimschef wird neuer WGW-Geschäftsführer / 54-Jähriger will leerstehende Immobilien sanieren – oder abgeben

Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung waren sich einig: Neuer Geschäftsführer der Wurzener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft mbH (WGW) für die nächsten fünf Jahre ist ab Januar 2017 der jetzige Interimschef Peter Sauer.

Wie Oberbürgermeister Jörg Röglin (parteilos) erst auf Nachfrage bestätigte, erhielt der 54-jährige Diplomingenieur für Verfahrenstechnik kürzlich das mehrheitliche Vertrauen beider Gremien.

Bereits im Mai dieses Jahres hatte ihn der Aufsichtsrat als zweiten Geschäftsführer des kommunalen Unternehmens eingesetzt und auf seine Person die entsprechende Handlungsvollmacht (Prokura) übertragen. Mit der Abberufung von Vorgängerin Heike Pönicke zum 30. Juni leitete Sauer dann die WGW allein – vorerst kommissarisch (die LVZ berichtete). Zugleich aber kündigte damals das Stadthaus mit dem Führungswechsel die Ausschreibung des Postens an. Jenes Stellenangebot erfolgte auf der Wurzener Internetseite. Darin heißt es: „Wir suchen eine zielstrebig engagierte, verantwortungsbewusste, einsatz- und entscheidungsfreudige, kommunikative sowie belastbare Persönlichkeit. Sie sollte in der Lage sein, innovativ und kooperativ zu arbeiten.“ Bis zur Bewerbungsfrist 31. August meldeten sich fünf Kandidaten, so Röglin. In einer ersten Sichtung der Unterlagen fielen drei Anwärter raus und wurden gar nicht erst eingeladen. Zwei – darunter Sauer – stellten sich schließlich vorige Woche den Fragen der Aufsichtsräte. Nur kurz darauf und am gleichen Abend empfahl das Stadtoberhaupt dann den anwesenden Mitgliedern der Gesellschafterversammlung den früheren Filialleiter der Dresdner Bank in Wurzen, später in Oschatz und zum Schluss in Leipzig.

Von Mitte 2011 an arbeitete Sauer als Franchisepartner der Firma Kredit-Control. Im Februar 2013 kürte ihn der parlamentarische Kulturausschuss zum Stadtmarketingkoordinator auf Honorarbasis. Diese Tätigkeit führte Sauer bis zu seinem Einsatz bei der WGW aus und begleitete darüber hinaus das Pilotprojekt „Kooperation im Quartier“. Die Modellinitiative hatte seinerzeit zum Ziel, im Gründerzeitviertel Ostvorstadt die Immobilienentwicklung anzuschieben, Eigentümergemeinschaften zu bilden und alternative Vermarktungswege zu erproben. Gerade dieser Job und seine Erfahrungen als Banker kämen ihm heute zu pass, sagte Sauer. „Ich bin jetzt aufgrund meiner fachlichen Qualifikation in der richtigen Funktion.“

Die anstehenden Aufgaben für das Unternehmen mit einem Bestand von circa 1500 eigenen und 500 verwalteten Wohnungen sehe er als Herausforderung. „Insbesondere mit Blick in die Zukunft.“ Beispielsweise will Sauer „in den nächsten Jahren aktiv mit den Leerstandsimmobilien der WGW umgehen“. Seine Devise lautet daher: „Entweder wir können solche Objekte selber sanieren oder wir trennen uns davon.“ Eben deshalb, fügte er an, schreibe die WGW derzeit ihr Firmenkonzept fort.

Auf Eis liege hingegen mit seiner neuen Wirkungsstätte das Stadtmarketing. Wie es damit nun weitergeht, wüsste er nicht zu sagen. „Ich plädiere allerdings dafür, die Honorarstelle seitens der Stadt zu erhalten. Unter anderem, um das Wurzener Gutscheinsystem StattGeld weiter zu etablieren, die WerkStatt zur Belebung verwaister Geschäfte durch kreatives Handwerk nicht einschlafen zu lassen oder das Vorhaben der ,Hängenden Obstgärten’ am Nordhang des Schlosses umzusetzen.“

VON KAI-UWE BRANDT

Quelle: LVZ vom 08.10.2016

Peter SauerFoto: Archiv