Wurzen: Scott Riedmann referiert zur Wirtschaftspolitik der neuen US-Regierung Eine „Einschätzung der gegenwärtigen USA-Politik mit Blick auf die Handelsbeziehungen zu Deutschland und Europa“, so hatte es die Standortinitiative Wurzen & Wurzener Land in ihrer Einladung formuliert, erhofften sich deren Mitglieder sowie geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vom US-Generalkonsul Scott Riedmann. Der Diplomat kam als Gastredner des Abends in den etwa 70 Mitarbeiter zählenden Betrieb WRC World Resources Company GmbH im Gewerbegebiet Nord, der aus Industrierückständen in der Oberflächenbearbeitung dank moderner Aufbereitungsverfahren Metallkonzen-trate für die Hüttenindustrie herstellt. Gastgeber war Geschäftsführer Eberhard Lüderitz, der in Personalunion auch Vorsitzender der Standortinitiative ist. In seiner Begrüßung machte er keinen Hehl daraus, „dass der Wahlkampf in den USA aus meiner Sicht unerfreulich gelaufen ist“. Deshalb sei es ihm, Lüderitz, und seinen Gästen wichtig, von Riedmann als Vertreter der neuen US-Regierung unter Donald Trump, und damit aus berufenem Munde zu erfahren, wie deren Administration das transatlantische Verhältnis bewertet, und zwar fernab aller Rhetorik, die medial und öffentlich wirksam publiziert wird. Der US-Diplomat ging mit einer klaren Botschaft ans Rednerpult. „Das besonders im Wahlkampf gesprochene Wort ist das eine, die Politik das andere. Nun beeinflussen die Anforderungen an das Amt das Handeln von Präsident Trump – wir werden also abwarten müssen“, warb Riedmann um Geduld. „Mir ist bewusst, dass es nach der US-Wahl in Deutschland und in Europa Bedenken mit Blick auf die transatlantische Allianz gibt. Aber die ist nicht infrage zu stellen“, machte der Generalkonsul eine klare Ansage und fügte an: „Ich lege ihnen nahe, der neuen Regierung mit Objektivität zu begegnen.“ Denn die großen Ziele seien nur gemeinsam zu erreichen, „das weiß man auch in Washington“. Der neue Präsident habe eben „einen anderen Stil“, brach Riedmann für den Chef im Weißen Haus eine Lanze. Gleichwohl er damit in der Runde auf Widerspruch stieß, was dann auch vom Optiker Gottfried Röthig offen ausgesprochen wurde. „Das ist gar kein Stil.“ Spürbar beschwichtigend mahnte Riedmann dazu, „unsere Beziehungen zu schützen und auszubauen, weil wir durch gemeinsame Werte wie Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit verbunden sind.“ Lüderitz zeigte sich in seinem Dank an den Redner erleichtert, „da Worte gefallen sind, die mir im Gegensatz zu den Tönen aus den USA viel besser gefallen.“ Und Landrat Henry Graichen (CDU), ebenfalls unter den Gästen, konstatierte, dass er solche „verbindenden Worte“ bisher von der neuen US-Regierung vermisst habe. „Von ihnen, Herr Generalkonsul, haben wir sie nun erfreulicherweise vernommen.“ VON FRANK SCHMIDT Standortinitiative Wurzen lädt US Generalkonsul ein© Gefragter Gesprächspartner: Scott Riedmann sprach als US-Generalkonsul vor den Mitgliedern und Gästen der Standortinitiative Wurzen & Wurzener Land. Foto: Frank Schmidt Quelle: LVZ vom 09.03.2017