Am 1. Januar 2012 schlossen sich Hohburg und Falkenhain zur größten nordöstlichsten Flächengemeinde des Landkreises Leipzig zusammen.

Gemeinde Lossatal feiert Geburtstag: Wie vor zehn Jahren alles begann

Am 1. Januar 2012 schlossen sich Hohburg und Falkenhain zur größten nordöstlichsten Flächengemeinde des Landkreises Leipzig zusammen. So sieht die Lage heute aus:

Von Kai-Uwe Brandt

Lossatal. 17 Ortsteile auf einer Fläche von 110 Quadratkilometer: Das ist die Heimat von knapp 6100 Einwohnern zwischen den Hohburger Bergen, der Dahlener Heide und dem Wermsdorfer Forst. Oder wie es der Kapitän der ersten Stunde, Bürgermeister Uwe Weigelt (SPD), nennt, „Lossatal – ein Stück Sachsen, das begeistert“. Denn erst mit der Fusion von Hohburg und Falkenhain entstand am 1. Januar 2012, also vor genau zehn Jahren, die nordöstlichste Flächengemeinde des Landkreises Leipzig. Für Weigelt bleibt der Zusammenschluss unvergessen. Zum 1. August 2008 übernahm er das Bürgermeisteramt in Hohburg von seinem Vorgänger Heinz Kummer und wurde am 25. März 2012 zum Lossataler Rathauschef gewählt. Wurzens ehemaliges Stadtoberhaupt Jürgen Schmidt überbrückte als Amtsverweser die vier Monate Karenzzeit vom 1. Januar bis zu Weigelts Vereidigung am 30. April 2012.

Großpösnaer Hauptamtsleiter wird Bürgermeister in Hohburg

„Bürgermeister wollte ich schon immer werden.“ Der 58-Jährige studierte nach dem Abitur zunächst Sportwissenschaften an der Deutschen Hochschule für Körperkultur und schloss eine Ausbildung zum Diplom-Verwaltungswirt an der Fachhochschule der Sächsischen Verwaltung Meißen an. „Mein beruflicher Werdegang begann in Brandis bei Bürgermeister Frank Michalski.“ Danach wechselte er nach Großpösna, wo die heutige Sozialministerin Petra Köpping (SPD) regierte, und wurde dort am 1. Januar 1997 Hauptamtsleiter.

„Zu jener Zeit vergrößerte sich das Gemeindegebiet von Großpösna um den Ortsteil Dreiskau-Muckern, der eigentlich dem Kohleabbau zum Opfer fallen sollte.“ Zu Weigelts Aufgabe gehörte es, die desolate Infrastruktur wieder zu stabilisieren und für einen Zuzug zu sorgen. „Insofern konnte ich den Prozess, aus mehreren Gemeinden eine funktionierende Einheit zu formen, aktiv mitgestalten.“ Und diese Erfahrung kam ihm in seiner neuen Position als Lossataler Bürgermeister zugute.

Nicht alle sind vom geplanten Zusammenschluss begeistert

„Ich dachte mir, was kann mit Hohburg noch passieren – 36 Quadratkilometer groß mit 2900 Einwohnern, ein kleines Rathaus und stabile Finanzen, aber kaum Anreize für die Zukunft. Die Welt passte auf einen Bierdeckel.“ Zwar gab es mit Falkenhain bereits eine Kooperation über den Schulzweck- und Abwasserverband. Jedoch litt der Nachbar unter einer klammen Finanzlage. Aufgrund der Haushaltskonsolidierung ließen sich lediglich „Dinge der Notwendigkeit erledigen, aber nichts mehr gestalten“.

Für einen Verwaltungsprofi, so Weigelt, sei es eine Herausforderung, den Nachweis anzutreten, dass dank eines Zusammenschlusses dennoch Synergien entstehen. „Und das hat mich angestachelt.“

Vom Vorschlag einer neuen Flächengemeinde zeigten sich keineswegs alle begeistert. Einige seien skeptisch gewesen, andere sogar hämisch. „Trotzdem waren genügend Leute mit Visionskraft da, die dem Wunsch Glauben schenkten, dass wir es packen können.“

Lossatal schreibt erstmals die schwarze Null unterm Etat

Weigelts Traum wurde Realität. „Wir schreiben erstmals eine schwarze Null unter unserem Kommunalhaushalt und haben bei allem in den vergangenen zehn Jahren über 30 Millionen Euro investiert, darunter 14,4 Millionen Euro an Eigenkapital.“ Allein nach Hohburg flossen knapp 12 Millionen Euro und 9,7 Millionen Euro nach Falkenhain. Darüber hinaus bewahrte jeder der insgesamt 17 Ortsteile seine Eigenheiten, durfte sie stärken und genießt mit acht Ortschaftsräten parlamentarisches Mitspracherecht. „Niemand kann sagen, dass er sich auf der Reise zum Lossatal nicht mitgenommen fühlt.“

Auf die Frage, worin die größten Schwierigkeiten beim Zusammenschluss bestanden, antwortet Weigelt: „Dass wir uns womöglich im Klein-Klein verzettelt und daran aufreiben würden.“ Zum Glück fanden alle Beteiligten zu vielen Sachen rasch einen vernünftigen Konsens. Unter anderem zum Gemeindenamen Lossatal. „Es gab mal kurz die Idee des Kunstnamens ,Falkenburg’ beziehungsweise die Doppelbezeichnung Falkenhain-Hohburg oder Hohburg-Falkenhain.“ Letztlich machte aber der landschaftlich prägende Bach Lossa das Rennen, der im Wald bei Meltewitz entspringt und das Gemeindegebiet in Großzschepa an der Tauchnitzmühle in Richtung Mulde verlässt.

Hohburg soll öffentlichen Personennahverkehr erhalten

Ebenso stolz wie auf den Namen ist der Bürgermeister über die bisherigen Erfolge. „In Hohburg erfolgte die Komplettsanierung der Grundschule sowie der Turnhalle, und in Falkenhain verbesserten wir kontinuierlich den Standort unserer barrierefreien Oberschule, die aktuell mit 500 Schülern stabile Zahlen aufweist. Ferner weihten wir 2017 das neue Sportzentrum im Falkenhainer Nieschweg ein. Wir erneuerten Dorfgemeinschafts- und Gerätehäuser der Feuerwehr und bauten in Kühnitzsch und Körlitz das komplette Abwassersystem aus.“

Am Ziel sei die Gemeinde aber deswegen nicht. So wünscht sich Weigelt, den öffentlichen Personennahverkehr nach Hohburg zu holen. Weitere Investitionsschwerpunkte gebe es mit dem Ersatzneubau für die Kindertagesstätte in Thammenhain sowie mit den Feuerwehrgerätehäusern in Thammenhain und Meltewitz. Vorm Ende stehe dagegen das Bauvorhaben Kulturhaus Hohburg. „Aus der dritten Etage werden barrierefreie Wohnungen.“

Eine Extra-Geburtstagsparty ist nicht angedacht

Zwei Geschenke zum Zehnjährigen, fügt der Rathauschef zum Schluss an, würde sich die Gemeinde demnächst selbst gönnen – die Einweihung der neuen Kita „Storchennest“ in Falkenhain sowie die Freilegung der Rietzschke zwischen Körlitz und Roitzsch.

Eine Extra-Geburtstagsfete plant die Kommune allerdings nicht, zumal der Neujahrsempfang aufgrund der Corona-Lage bereits abgesagt werden musste. „Aber wir wollen im Mai oder Juni, wenn es klappt, einen Feuerwehrball ausrichten, um uns bei sämtlichen Ehrenamtlern zu bedanken.“ Der Ball wird dann auch die Party anlässlich des zehnjährigen Bestehens sein. Immerhin gebe es laut Bürgermeister Uwe Weigelt mit dem „Lossatal – ein Stück Sachsen, das begeistert“ allen Grund zum Feiern

BM Uwe Weigelt gehört mit zum Vorstand der SiW & Wurzener Land e.V.

Quelle: LVZ vom 08.01.2022

Der frühere Hohburger Bürgermeister Uwe Weigelt wurde zum ersten Rathauschef der neuen Gemeinde Lossatal gewählt und absolviert bereits seine zweite Amtsperiode.foto: Kai-Uwe Brandt