Vernissage: Kunst als Therapievorschlag

Von Frank Schmidt

Wurzen. Mit einem kunstvollen Therapievorschlag werden Patienten und Besucher im Klinkhardt-Bau Wurzen empfangen.

Erik Bodendieck hat dort in seiner Arztpraxis für die nächsten vier Monate dem Dresdner Künstler Wolfgang Smy Raum für Gemälde und Grafiken gegeben.

Der Allgemeinmediziner Bodendieck sieht eine "enge Verbindung zwischen der Heilkunst und der darstellenden Kunst", weshalb die Innenarchitektur des Haus extra so konzipiert sei, um Künstlern eine Bühne zu geben. "Zum anderen ist es ein Anliegen, dass sich die freien Berufe gegenseitig ergänzen." Was seit Jahren bereits in der Dresdener Ärztekammer gemacht wird, sei mit der indes fünften Vernissage in seiner Wurzener Praxis zu einer guten Tradition gereift. "Obwohl es dem Rechnungshof und anderen Administrationen nicht so gut gefällt, halten wir das für wichtig." Und es bekommt ministerielle Unterstützung durch Christine Clauß (CDU). Die sächsische Sozialministerin gehörte zu den Ehrengästen der Vernissage und wertschätze das "vermehrte Engagement der Ärzteschaft für eine Symbiose, die durchaus heilende Wirkung hat". Zudem, so Clauß, seien solche Präsentationen geeignet, "Menschen zu animieren, sich auch anderweitig für die Kunst zu öffnen, denn Kunst und Kultur gehören zum Leben".

Dass Kunst Einfluss auf den Menschen hat, weiß Bodendieck aus eigenem Erleben. Besonders durch ein Bild in seinem Sprechzimmer, welchen sowohl im Motiv als auch farblich sehr intensiv wirkt. Eine "himmlische Schar von Musikern", wie der 62-jährige Künstler Wolfgang Smy die von ihm dargestellten Protagonisten auf seinem Werk "Im Geigenhimmel" benennt, hat Bodendieck direkt vor Augen. "Wenn ich das Bild betrachte, macht es etwas mit mir", empfindet der Mediziner.

Die Kulturjournalistin und Kuratorin der Ausstellungen im Klinkhardt-Bau, Ingrid Koch, stellt zur Vernissage fest, "dass es bei den Bildern von Wolfgang Smy nicht um Medizin im engeren Sinn geht." Aber Sport, Tanz und Musik, die sich in seinen Arbeiten widerspiegeln, "können sehr wohl eine therapeutische Wirkung entfalten, weil sie Bestandteil vieler Rehabilitationsprozesse sind." Deshalb auch stelle der vom Künstler gewählte Ausstellungstitel "Therapievorschlag" eine "sinnhafte Verbindung zum Umfeld" her.

Quelle: LVZ vom 10.06.2014, Seite 26