Berufsschule mit eigenem Fuhrpark

Von der EU gefördert: Gruppe des BSZ Wurzen besucht Bildungseinrichtung in Litauen

Von heinrich lillie
Wurzen/Joniskis. "Together in Europe. Building Bridges from the Past to the Future." Es ist eine Aussage mit politischer Dimension, die Andreas Tschanter an den Anfang seiner Ausführungen stellt. "Zusammen in Europa. Brücken bauen von der Vergangenheit in die Zukunft" – so fasst der Auszubildende, der das Berufliche Schulzentrum (BSZ) in Wurzen besucht, die Ergebnisse eines Litauen-Besuches in wenigen Worten zusammen.

Zehn Schüler aus dem Fachbereich Agrarwirtschaft des BSZ und die beiden Lehrkräfte Gabriele Hertel und Volker Quittschorr statteten der litauischen Berufsschule Joniskis Agricultural School einen einwöchigen Besuch ab (die LVZ berichtete). "In Joniskis erfuhren wir sehr viel über die Ausbildung im Agrarbereich und lernten neue Freunde kennen", zieht Andreas Tschanter Bilanz. Für die litauischen Projektteilnehmer sei die duale Ausbildung in Betrieb und Schule ungewohnt gewesen, außerdem hätten sie über die Vielfalt der Ausbildungsberufe gestaunt. Gärtner mit den Fachrichtungen für Garten- und Landschaftsbau, für Friedhofsgärtnerei, Obstbau sowie für Gemüsebau und für Zierpflanzenbau und dazu noch Floristen, Fachkräfte Agrarservice, Tierwirte für die Fachrichtung Rinderhaltung und Landwirte – so etwas hätten die Gastgeber nicht gekannt. "In Litauen werden nur Greenkeeper, Farmer und Agro service worker ausgebildet."
Ein Vergleich der Bedingungen in beiden Schulen oder der Ausbildungssysteme sei nicht einfach, sagt Tschanter. Was ihm auffiel: "Die Schüler der Klassen für Agro service worker und Farmer bezahlen in Litauen 40 Litas, etwa zwölf Euro, für den Traktorschein. Bei uns müssen die angehenden Fachkräfte Agrarservice, Land- und Tierwirte sehr viel mehr dafür entrichten." Aber die Lebenshaltungskosten seien in Deutschland ja auch insgesamt viel höher. Beeindruckt zeigt sich der Gärtnerauszubildende mit Fachrichtung Friedhofsgärtnerei von sehr guten technischen Ausstattung. "Die Schule in Joniskis verfügt über einen eigenen Fuhrpark, eigene Busse, Pkws, Traktoren und Mähdrescher. Für uns war auch wichtig, dass die Homepage der Schule in Joniskis ebenso gut gepflegt wird wie unsere. Unser bevorstehendes Projekt wurde dort angekündigt und die Tagesberichte zeitnah auf den Homepages unserer beiden Schulen veröffentlicht."
Die Wurzener Gruppe besichtigte in Litauen verschiedene Betriebe, darunter mit Skaistgirio Karvidziu die größte Kuh- und Rinderfarm des Baltikums und den Betrieb von Uwe Behrens, einem deutschen Auswanderer. Er kommt aus Magdeburg, hat seinen Betrieb kurz nach der Wende in Litauen aufgebaut und bewirtschaftet nun 400 Hektar, davon 350 Hektar im eigenen Besitz.
"Wir erarbeiteten in deutsch-litauischen Gruppen auf Englisch Vorschläge zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen junger Menschen in ländlichen Räumen", so Tschanter. Diese Arbeit soll im September fortgesetzt werden, wenn die Litauer zum Gegenbesuch ins Muldental kommen. Das Projekt wird von der EU-Kommission im Rahmen des Programms Jugend in Aktion und von der Stiftung der Sparkasse Muldental unterstützt

 

Fachlicher Austausch: Die Auszubildenden aus Wurzen und Joniskis nahmen eine Probe aus Maissilage unter die Lupe. Foto: Andreas Tschanter

 

Quelle: LVZ vom 18.06.2014, Seite 33