Auf Einladung der SiW e.V. besuchte Martin Dulig, sächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr am 15. August die AG Wirtschaft des genannten Vereins.
Gastgeber der abendlichen Diskussionsveranstaltung war die in Nischwitz beheimatete Firma Polycasa GmbH, Gründungsmitglied der Standortinitiative Wurzen e.V. im Jahre 2003.
Standortleiter Tobias Mehmann und weitere Mitarbeiter informierten die mehr als 40 Gäste über die Produktion des seit 1991 in Nischwitz beheimateten Unternehmens. Aus Granulaten fertigen die 90 Mitarbeiter Kunststoffprodukte, die die verschiedenste Verwendung finden. Zu den Gästen gehörten neben einer großen Zahl von Unternehmern auch Landrat Graichen, die Bundestagsabgeordnete Katharina Landgraf, die Bürgermeister der Region und Vertreter der Arbeitsagentur sowie der regionalen SPD-Mandatsträger.
Der Vorstand der SiW e.V. hat Minister Dulig gebeten, eine Diskussionsgrundlage dazu zugeben, welcher Rahmenbedingungen der Freistaat für ein erfolgreiches Wirtschaften der mittelständischen Unternehmen zur Verfügung stellt. Er nahm damit Minister Dulig gewissermaßen beim Wort, der in seiner Antrittsrede sein Ziel erklärt hatte, vor allem die Wachstumsbedingungen für die Vielzahl der kleinen und mittleren Unternehmen in Sachsen zu verbessern. Minister Dulig sprach sich dafür aus, einen „zweiten Schwung“ in der wirtschaftlichen Entwicklung des Freistaates nach der Gründungs- und Ansiedlungsphase der frühen 1990er Jahre in Angriff zu nehmen. Wichtige Stichworte dafür sind die Entwicklung der Wertschätzung für die duale Ausbildung auf Grund des hohen Bedarfs an Fachkräften, die Entwicklung von innovativen Produkten und Technologien insbesondere an den Brücken zwischen den verschiedenen Branchen der sächsischen Industrie und die Förderung der Außenwirtschaftsbeziehungen der sächsischen Unternehmen. Diskussion und die Möglichkeit persönlichen Kontaktes zu Minister Dulig wurden genutzt, um Informationen über die sächsische Wirtschaft und über Unternehmensentwicklungen auszutauschen.
Ulrich Heß
Bei der Führung durch das Werk: Standortchef Tobias Mehmann,
Martin Dulig (SPD) und Landrat Henry Graichen (CDU), von links).
Foto: Roger Dietze
Minister Dulig schaut sich
bei Nischwitzer Kunststoff-Hersteller um
Spielzeug, Helme, Maschinen – Material taugt für viele Zwecke
Thallwitz/Nischwitz. Er hätte sich auch gut als Abschluss und Höhepunkt der vierten von der Standortinitiative Wurzen in der vergangenen Woche durchgeführten Tage der Industriekultur gemacht – der Besuch des sächsischen Wirtschafts-, Arbeits- und Verkehrsministers bei der Firma Polycasa Nischwitz GmbH am Montagabend. Martin Duligs Stippvisite im Nischwitzer Gewerbegebiet lag indes ein terminlicher Zufall zugrunde. „Unsere Einladung liegt schon etwas länger zurück“, informierte Standortinitiative-Mitglied und -Mitbegründer Ulrich Heß.
Ein Höhepunkt war das Erscheinen des SPD-Politikers gleichwohl schon deshalb, weil Ministerbesuche durchaus etwas Besonderes sind. Entsprechend groß war die Zahl der mehrheitlich männlichen Akteure, die sich an Duligs Fersen hefteten und ihm in den Thallwitzer Ortsteil gefolgt waren. Denn den Bürgermeistern aus der Region und Vertretern der Arbeitsagentur sowie regionaler Wirtschaftsverbände stand Dulig im Rahmenprogramm der Werksbesichtigung nicht nur für Gespräche zur Verfügung, sondern er bezog darüber hinaus im Rahmen eines Gastvortrages Stellung zu der Frage: „Welche Rahmenbedingungen stellt der Freistaat Sachsen mittelständischen Unternehmen für ein erfolgreiches Wirtschaften zur Verfügung?“.
Vor dem Hintergrund des großen Interesses erhielt auch die mit einem Augenzwinkern vorgebrachte Bemerkung von Ulrich Heß, wonach die Wahl für den Ministerbesuch auf die Nischwitzer Firma gefallen sei, weil diese über einen sehr großen Versammlungsraum verfüge, eine gewisse Substanz. „Bei Polycasa handelt es sich darüber hinaus um ein sehr interessantes Unternehmen“, fügte Heß ergänzend hinzu.
Eine Einschätzung, die Standortleiter Tobias Mehmann mit Fakten zu unterfüttern wusste. Das Werk, so der Wahl-Nischwitzer mit Stammwohnsitz in Osnabrück, habe sich auf die Verarbeitung von Polycarbonat (PC) und Polyethylenterephthalat (PET) spezialisiert, wobei der Ausgangsstoff ein Granulat sei. „Bei uns wird also entgegen der verbreiteten Annahme nichts mit Chemie gemacht“, so der auf Produktionstechnik spezialisierte studierte Maschinenbauingenieur. Dafür macht die Firma Polycasa, die seit April vergangenen Jahres zu dem weltweit mit über 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern produzierenden Konzern 3A Composites gehört, dessen Mutterunternehmen wiederum die Schweizer Technologies AG ist, Dinge, ohne die sich in vielen Teilen der Wirtschaft und Gesellschaft kein Rad drehen würde. Denn die in Nischwitz produzierten Kunststoffe finden im Maschinenbau ebenso Einsatz wie in der Spielzeugindustrie und in der Motorradhelmproduktion sowie in der Architektur.
Davon, auf welchen Wegen das angelieferte Granulat von den 90 Nischwitzer Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mittels sogenannter Extruder zu Kunststoffplatten in unterschiedlichen Dicken und Farben verarbeitet wird, verschafften sich der sächsische Wirtschaftsminister und weitere Teilnehmer im Rahmen einer Werksbesichtigung einen Eindruck. Dabei konnten sie sich zudem von der guten Auslastung des Werkes überzeugen. „Wir haben die Auftragslage betreffend keinen Grund zur Klage, weil wir saisonale Schwankungen aufgrund unserer breit aufgestellten Kundschaft sehr gut abfangen können“, sagt Standortleiter Tobias Mehmann. Die Firma hat seinen Worten zufolge in diesem Jahr drei Auszubildende eingestellt. „Damit sind wir an diesem Standort für die Zukunft gut aufgestellt“, so Mehmann, der auch einen Blick zurück warf. Etwa auf das Jahr 1991, in dem der Spatenstich für den Bau des Werkes erfolgte, den noch die Firma Klöckner Pentaplast initiiert hatte. „Ursprünglich sollte die Ansiedlung in Eilenburg erfolgen, da sich die Sache dort aber hinzog, ergriff der damalige Wurzener Bürgermeister Anton Pausch die Initiative und brachte erfolgreich den Nischwitzer Standort ins Gespräch.“
VON ROGER DIETZE
Quelle: LVZ vom 17.08.2016